Ich überlege gerade, aus welcher Sicht ich euch die wahre Geschichte erzähle. Aus der Sicht der Wespe, meiner Tochter oder aus meiner Perspektive? Oder alle drei? 😅 Das wird aber dann wieder so ein langer Text. Hat doch kein Mensch Lust zu lesen. 🙄
Okay, na denn, ich fang mal auf blöd an:
„Es war kalt. So kalt und schon dunkel. Sie fror bitterlich, zitterte und klapperte und flog suchend nach einem warmen Ort. Da! Ein kleines Fleckchen Licht. Sie flog eiernd in die Helligkeit und schon spürte es einen sanften Strom der Wärme. Oh ja, da will ich hin.
Sie wusste, was ihr blühte, wenn sie nicht rechtzeitig in ihren Bau zurückflog. Sie wollte die Nacht nicht frieren und jämmerlich sterben. Und so flog sie auf die klägliche Wärme zu. Besser so als gar nichts und klammerte sich am Fensterrand fest. Dort saß sie und kauerte vor sich hin.
Plötzlich wackelte und bebte es. Ein Schwall Wärme kam ihr entgegen. Ach wie herrlich, freute sie sich und krabbelte mit letzter Kraft weiter, weiter ins Licht und dem anheimelnden Luftzug entgegen. Kletterte über die Fensterkanten und versteckte sich erst mal hinter dem Vorhang, um sich von den Strapazen zu erholen.
Da wollte sie bleiben, hier war es angenehm und dunkel. Sie wollte schlafen, um mit dem ersten Sonnenlicht wieder fortzufliegen. – Plötzlich wurde es hell. Nanu? Ist es schon Tag? Dann wieder dunkel. Auf einmal wieder hell. Nun war sie völlig irritiert. Tag, Nacht, Tag? Ja, was denn nun?
Sie wurde neugierig und krabbelte erstmal los. Guckte hier, guckte da. Streckte und reckte ihre Fühler. Schüttelte ihre Flügel und flog ein bisschen umher. Hm, irgendwie hätte ich es gern noch ein bisschen wärmer. So suchte sie nach einem anderen kuscheligen Plätzchen.
Da!!! Ein Menschenkind. Es ist warm und weich. Es liegt auch ganz still. Sicherlich wird es mir nichts tun. So dachte sich das gelbschwarze fliegende Etwas. Flog zum kleinen Menschlein und spürte die schlafende Wärme. Krabbelte über das weiche Kissen, tastete mit ihren Fühlern über die glatte Haut, kroch seitlich unter die Wange und kuschelte sich summend und brummend dort hinein. Jaa, hier ist es schön….
ACH OH SCHRECK! Das Menschenwesen bewegte sich. Ich werde angegriffen!!! Nichts ahnend, dass das Menschlein ihr nichts tun wollte, ging sie in Angriffsstellung und fuhr ihren gefürchteten Stachel heraus.
Und stach unbarmherzig zu!
Plötzlich war das kleine Menschlein verschwunden. Mit ihr auch die Wärme. Suchend krabbelte sie weiter. Krabbelte hier hin und da hin, flog umher und begutachtete all die Gegenstände. Währenddessen zog die Dämmerung herauf. Und das kleine Vieh blieb neugierig und fand die eine Tasche so toll. Es roch ein wenig nach Brotdose. Vielleicht finde ich da einen Krümel, dachte sie bei sich und flog in den Schulranzen.
Doch es dauerte nicht lange, als die Tasche sich bewegte und wackelte. Eine große Hand tauchte auf, plötzlich ein Gesicht von einem großen Menschen. Zwei Augen, schreckensweit offen, erblickten sie. Eine Vibration erschütterten ihre feinen Härchen am Körper, ausgestoßen vom Schrei des Menschen.
Sie wollte fliehen, weg hier, wegfliegen, denn gleich geschieht etwas ungeheuerliches, ahnte die dicke Wespe. Sie hatte aber keine Kraft mehr und war zu erschöpft. Hilflos musste sie mit ansehen, wie etwas großes durchsichtiges über die gestülpt wurde. Nun war sie gefangen. Mit letzter Kraft flog sie umher und wollte diesem Ungestüm entfliehen. Sie fand keinen Ausgang.
Und dann, und dann ganz plötzlich war sie frei. Sie war draußen. An der Luft. Das durchsichtige große Glas war nun offen. Sie konnte hinaus. –
Aber ohweh! Eisige kalte Luft blies ihr ins Fühlergesicht. Das war gar nicht gut. Sie wollte in der Wärme vom Glas bleiben. Krabbelte am Rand entlang, um die Rest Wärme in sich aufzunehmen. Es wurde immer kälter. Suchend kletterte sie hinunter, über das kalte Tischchen, zum Rand…nein, da falle… ooooh nein!, schrie es plötzlich in ihr. Eine riesige Fliegenklatsche tauchte auf. Das wars jetzt.
Doch nichts geschah. Sie wurde vorsichtig hochgehoben und ins Sonnenlicht gelegt. Dort wollte sich die dicke Wespe erholen, aber der Wind blies so kalt und Wolken schoben sich davor. Wieder wurde es kalt. Sie krabbelte weiter und weiter und wurde immer schwächer.
Da, ja da unterm Balkonsims, da geh ich hin. Dort bleib ich, dachte sie ihren letzten Gedanke. Nichts ahnend, das dort kleine Kreuzspinnen hausen.“
Das ist wirklich passiert! Meine Tochter kam am frühen Morgen zu mir ins Bett geflitzt und sagte erst mal nichts. Später, als der Wecker klingelte, erzählte sie mir, das etwas Großes rumgeflogen ist und ihr am Ohr gesummt hat und in ihre Wange gepikst hatte. Aber dann auch unsicher, ob sie das nicht vielleicht alles nur geträumt hatte.
Ich suchte dann das ganze Zimmer ab, klopfte Kissen und Decken vorsichtig aus, rüttelte an den Schulranzen und hab dann natürlich losgeschrien, als mir die dicke, fette Wespe entgegen krabbelte. Bin in Küche geflitzt, Glas geholt, drüber, mit Zeitung zugehalten und raus auf dem Balkon.
Die Wespe war eh schon zu schwach und konnte nicht mehr fliegen. Ich dachte, die Sonne würde ihr guttun, aber war leider nicht. Ist zu den Spinnen gekrabbelt. Blödes Mistvieh, sticht mein Kind und ich versuche sie auch noch zu retten.
Die Wange bei meiner Kleinen war rot und leicht geschwollen. Zum Glück hab ich Aloe Vera Pflanzen im Haus und hab es ihr draufgeschmiert.
Ende 😅

Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.